Unser Kettenhund-Programm in Polen
seit 1996

Unsere tägliche Hilfe für Tiere, die uns nicht "gehören"

Mit diesem Programm fassen wir Fuss im Leben von Hunden, die uns nicht gehören - und das bis zum Ende ihrer Lebens.

In den ländlichen Gebieten Polens halten heute noch immer viele Menschen Hunde an der Kette – überzeugt davon, einen Wachhund auf ihrem Grundstück “halten” zu müssen, damit dieser anschlage und durch sein Gebell Fremde fern halte…

Diese Hunde führen ein entbehrungsreiches Leben: ohne Rückzugsmöglichkeit und ausreichenden Schutz vor Witterung, oft ohne ausreichendes Futter und Wasser, ohne medizinische Versorgung, ohne Bewegungsmöglichkeit, ohne soziale Kontakte zu Artgenossen und ohne liebevolle Zuwendung durch “ihren” Menschen.

In Nordpolen sind wir seit 1994 in der Umgebung um unsere Tierherberge Fallada unmittelbar, geradezu nachbarschaftlich mit den Schicksalen dieser Kettenhunde konfrontiert.

Die armen Hunde von diesen Orten fortzuholen, ihre Besitzer zur Abgabe an uns zu bewegen, und die Tiere so von der Kette und in unsere Obhut zu nehmen, hieße einem anderen Hund für eben dieses bittere Schicksal Platz an jener Kette zu verschaffen…

Denn ohne Veränderungen in den Überzeugungen und Gewohnheiten der Menschen würde das Leid des einen nur durch das Leid des nächsten ersetzt…

Was also tun….?

Als Antwort darauf riefen wir unser Programm für polnische Kettenhunde ins Leben. Seit nun fast 30 Jahren bewirken wir damit fundamentale Verbesserungen für viele Tiere:

Wir installieren auf dem Grundstück des Besitzers ein 50 bis 70 qm großes “Refugium” (umzäuntes Gelände) für den Hund.

Innerhalb des Refugiums errichten wir eine doppelwandige, isolierte Hundehütte mit Aussichtsplattform. Der Hund wird fortan in diesem Refugium leben und nicht mehr angekettet sein.

Der Hundebesitzer gestattet uns jederzeit und unangemeldet Zutritt, um den Zustand des Refugiums und des Hundes zu überprüfen.

Wir kontrollieren die Refugien und Hunde an 6 Tagen in der Woche durch einen eigens eingesetzten “Inspektor”.

Wir übernehmen die tägliche Versorgung des Hundes mit Futter und Wasser, falls die Hundebesitzer bedürftig sind oder aus anderen Gründen dieser Pflicht nicht nachkommen können (betrifft aktuell 10% der Fälle).

Wir übernehmen die tiermedizinische Kontrolle inkl. Entparasitierung und Kastration mit stationärem Aufenthalt in unserer Tierklinik in Sussita Kumi.

Wir versuchen, die Besitzer der Refugien von der Vergesellschaftung einzeln lebender Refugienhunde mit einem Zweithund zu überzeugen – möglichst mit einem Schützling aus dem Tierheim in Kolberg.

Wir übernehmen schwerkranke, aber auch alte und hinfällige Refugienhunde in unsere Obhut, seit 2018 in unsere eigens dafür fertig gestellte Doris Zinn- Seniorenherberge.

Seit Beginn dieses Programms im Jahr 1996 haben wir bis heute 726 solcher Refugien installiert. Heute betreuen wir 306 Hunde in 280 Refugien im Umkreis von 75 km von Fallada.

Unsere monatlichen Kosten betragen 10.090,– €:
für Löhne 2.200 € (für unseren Inspektor & unseren „Futtermann“)
für Futter 800,– €
für Benzinkosten 1.050,– €
für Medikamente & Tierarzt ca. 5.800,– €
für die Handkasse 240,- €
Durch Programm-Sterntaler erhalten wir monatlich 3.266,- €.
Das Elend vorher – an der Kette

und das Leben danach – in unseren Refugien

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Mit ihrem monatlichen Beitrag sichern Sie den Fortbestand unserer Hilfe für die Kettenhunde.

Der treuste Begleiter, der beste Freund des Menschen -

von eben dem gedemütigt, geknechtet und versklavt

„Ich erinnere mich, es war Winter 1996, am Anfang unserer Wege zu den polnischen Kettenhunden… es hatte bereits geschneit, und es war nasskalt und düster. Wir betraten einen Hof und verhandelten mit einem Bauern, der schließlich einwilligte und uns zu der trostlosen Behausung seines Kettenhundes führte — ein kleiner, roter, leerer Fressnapf, umgeworfen, die Kette am Boden festgefroren — sie endete am Hals eines schwarzen Hundes, dessen Kopf unnatürlich aus der Hütte hing. Der Mann stieß den Kopf des Hundes mit dem Stiefel an – der Hund regte sich nicht mehr. So war er gestorben — als lebenslanger Sklave, wie zahllose Leidensgenossen vor ihm und nach ihm. Opfer des Sklavenhalters Mensch.“

Johanna Wothke
in DER TROPFEN* 1997

Liebe Freunde von Pro Animale, wenn Sie sich die hier abgebildeten Szenen vor Augen führen, werden Sie ergriffen sein ob der Vergewaltigung anderer Spezies durch uns. Es sind Szenen, die in ihrer Alltäglichkeit für die meisten unserer Mitmenschen weltweit selbstverständlich sind und hierzulande vor nicht allzu langer Zeit als unanstößig und als ganz normal angesehen wurden….
Wie kann es sein, dass der vielgepriesene Begleiter und Freund des Menschen seit Menschengedenken nach wie vor gedemütigt, versklavt, geknechtet wird an all seinem essentiellen Gefühlsleben und auch seinem physischen Befinden?

Die Begegnungen zwischen Mensch und Hund reichen bis in die Anfänge unserer Menschheitsgeschichte – die Beziehungen zwischen ihnen reichen von einer Zweck- bis hin zu einer Lebensgemeinschaft. Des Menschen Orientierungen in diesen Koexistenzen reichen von Würdigung der anderen Art bis hin zu deren bestialischen Ausbeutung, Knebelung, Folter.
Die Domestikation des Hundes offenbarte uns Menschen die Öffnung einer anderen Tierart in ihrer reichen und außergewöhnlichen Bezogenheit auf uns hin. Dem Tier aber, dem Canis lupus familiaris, offenbarte sie sein fatales Ausgeliefertsein den Spielregeln desjenigen Menschen, der ihm „zufällig“ begegnete.

Primäre Emotionen wie Stress, Angst und darauffolgende sekundäre wie Verzweiflung, Apathie überfluten das angekettete Tier.

Es gibt keine Möglichkeit der Bearbeitung, der „Bewältigung“ der erlebten Deprivationen für das Tier. Der Hund lebt und leidet im Jetzt.
Was mag in dem Erleben eines Hundes vor sich gehen, der nicht reflektieren kann ob der Ungerechtigkeit, der Marter, der Sanktionen, die über ihn verhängt wurden?

Er spürt körperliche Entbehrung, Hunger, Kälte, unerträgliche Hitze, Schmerzen ob der Unmöglichkeit seinen arteigenen körperlichen Laufbedürfnissen nachzukommen, Schmerzen ob physischer Gebrechen.

Er spürt noch viel mehr Angst, Angst vor dem, was ihm bevorstehen mag, vor Schritten, die Unheilvolles beschwören, vor Wetterverhältnissen, die nicht auszuhalten sind, denen nicht zu entkommen ist. Er spürt Isolation, die unfassbar für ihn ist, Isolation von allen essentiellen sozialen Bezügen, innerartlichen wie jenen die ihn – den Hund – seit seiner Domestikation auf den Menschen geprägt gehaben.

Wir können mit Ihrer Hilfe,
liebe Freunde von Pro Animale, Spuren unserer Empathie setzen, indem wir uns hinbewegen zu jenen, die der Machtwillkür ihrer Herrenmenschen ausgeliefert sind.

Wir können gemeinsam Wege gehen – immer und immer wieder zu jenen, die ohne uns gänzlich verloren sind.